Innovation – von der Idee zur Wirklichkeit Ich habe in den vorherigen Ausgaben von Na vigatio schon mehrmals den Begriff „Innova tion“ angesprochen. Darauf möchte ich hier noch einmal eingehen. Das Wort „Innovation“ wird im alltäglichen Sprachgebrauch oft im Sinne von „neue Ideen haben“ benutzt. Das ist aber nicht ganz richtig. „ Innovation“ bedeutet, „neue Ideen zu haben und sie in die Praxis umzusetzen“. Die Umsetzung der Ideen in die Praxis ist das Wesentliche. Wie ich schon öfter gesagt habe, macht eine gute Idee ca. 1 % der Arbeit aus, während 99 % die Umsetzung ausmachen. Viele Menschen und Firmen haben gute Ideen, aber nur wenige habe die Kompetenz, die Dis ziplin oder den Willen, diese auch umzusetzen. Eine gute Idee zu bekommen, ist nämlich ziem lich einfach (sie kann einem morgens im Ba dezimmer, beim Mittagessen mit den Kollegen oder beim Abendspaziergang mit der Familie kommen). Eine gute Idee in die Praxis umzu setzen, ist jedoch selten einfach. Das ist in der Regel mit Blut, Schweiß und Tränen verbunden, mit vielen Versuchen und auch Fehlschlägen, was viel Mut erfordert, die Niederlage abzu schütteln und einen neuen Versuch zu starten. Diese Ausgabe von Navigatio ist voll mit Ideen, die auch in die Praxis umgesetzt werden. See igel für Japan, Bünnschiffe und Netzkäfige für Kabeljau, tiefgefrorener Seehasenrogen in Paa miut, LEAN in Ilulissat. In allen diesen Fällen haben wir bei Royal Green land damit begonnen, Ideen umzusetzen, die es in der Praxis in Grönland bisher noch nicht gab. Manche Ideen sind gar nicht neu – es ist nur keinem vorher gelungen, sie zu verwirklichen. Seeigel für Japan ist ein gutes Beispiel. Die Idee ist ja ziemlich einleuchtend: Die richtige Sorte Seeigel ist in Grönland reichlich vorhanden, und die japanischen Verbraucher lieben Seeigel – also exportieren wir grönländische Seeigel nach Japan. Das war also 1 % der Arbeit, vielleicht sogar noch weniger. Die große Herausforderung be steht nämlich darin, eine Produktionsmethode und ein Logistikverfahren so miteinander zu verknüpfen, dass der essbare Teil des Seeigels in einer Qualität und zu einem Preis zu den ja panischen Verbrauchern gelangt, die dieses Produkt für sie interessant machen. Soweit ich weiß, gab es bereits früher Versu che, grönländische Seeigel nach Japan zu ex portieren, was aber nicht funktionierte. Das ist etwa 2025 Jahre her und da es damals nicht gelang, hat es meines Wissens seitdem nie mand wieder versucht. Es war eine gute Idee – aber keine Innovation, da die Idee nicht in die Praxis umgesetzt wur de. Die Technik hat im Laufe der letzten 2025 Jah re große Fortschritte gemacht und auch die Gewohnheiten und Wünsche der Verbraucher haben sich in dieser Zeit geändert. Deshalb glauben wir, dass wir mit einem konzentrierten und systematischen Herangehen an Fang, Pro duktion und Logistik dieses Mal weiterkommen als beim letzten Versuch. Und wenn es auch diesmal nicht gelingt? Dann versuchen wir es wieder – denn es ist eine gu te Idee, eine nicht genutzte grönländische Res source nachhaltig zu nutzen, um sie Verbrau chern zu verkaufen, deren Lebensqualität da durch erhöht wird. Genau dasselbe gilt für den gefrorenen Seeha senrogen aus Paamiut. Die Idee ist wieder sehr einleuchtend: Es gibt eine ganze Menge See hasenrogen in Grönland (und jetzt sogar MSC-zertifiziert) und die meisten Verbraucher bevorzugen den natürlichen Seehasenrogen gegenüber dem stark gefärbten und gesalze nen. Also schicken wir den frischen Seehasen rogen nach Europa, und langfristig vielleicht sogar nach Asien. Das war wieder 1 % der Ar beit. Die Innovation liegt darin, den Seehasenrogen aufzukaufen, zu bearbeiten und zu verpacken, dass er sein natürliches Aussehen, seinen Ge schmack und seine Konsistenz beibehält, und die Kunden und Verbraucher davon zu überzeu gen, dass gefrorener Seehasenrogen fast ge 2 NAVIGATIO NR. 2 • 2015
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