Der Wert Regelmäßige Leser von Navigatio kennen natürlich die Mission von Royal Greenland auswendig – aber zur Sicherheit wiederhole ich sie hier noch einmal: „Wir maximieren auf nachhaltige Weise den Wert der nordatlantischen Meeresressourcen, zu denen wir Zugang haben – zum Wohle der Gemeinden, in denen wir tätig sind und unserer Eigentümer.“ Der Teil der Mission, den ich in dieser Nummer von Navigatio gerne hervorheben möchte, ist: „Wir maximieren…den Wert…“ Was bedeutet die Maximierung des Wertes der Ressourcen, zu denen wir Zugang haben, in der Praxis? Ich fürchte, wir müssen dazu mit etwas Mathematik beginnen. Der gesamte Wert der Naturressourcen, über die ein Unternehmen (oder ein Land oder eine Region) verfügt, ist gleich: Menge der gefischten Ressourcen x (Verkaufspreis per kg – Produktionskosten per kg) Der Wert der Ressourcen kann daher erhöht werden, indem mehr gefischt wird, indem die Produkte zu einem höheren Preis verkauft oder billiger hergestellt werden. Das klingt recht einfach, ist aber in der Praxis etwas schwieriger. Es gibt auch einen vierten Weg, um den Wert der Ressourcen zu erhöhen, aber den wir sparen wir uns bis zuletzt auf. Steigerung der Menge der gefischten Ressourcen Was unsere Produkte auszeichnet, ist, dass sie praktisch alle auf Wildbeständen basieren (im Gegensatz zur Aquakultur). Wir bei Royal Greenland vertreten die Auffassung, dass alle Fischerei nachhaltig sein muss. Das bedeutet, dass wir ein Fischereimanagement wünschen, das so weit wie möglich auf Fakten und auf einer wissenschaftlichen Bewertung der Fischbestände basiert. Es kommt vor, dass wir mit den Einschätzungen der Biologen nicht übereinstimmen. In diesen Fällen fordern wir nicht, dass das Fischereimanagement die wissenschaftlichen Bewertungen ignoriert. Vielmehr diskutieren wir die den Bewertungen zu Grunde liegenden Daten und Modelle mit den Biologen, um zu verstehen, warum deren Einschätzungen sich von dem unterscheiden, was wir in der Fischereipraxis sehen. Um den Wert der nordatlantischen Meeresressourcen zu maximieren, können wir also nicht einfach hinausfahren und mehr Fisch fangen. Aber es gibt zwei Dinge, die wir in Bezug auf die Fangmengen tun können. Erstens können wir sicherstellen, dass die im Hinblick auf ein nachhaltiges Fischereimanagement erteilten Quoten auch wirklich gefischt werden. Das hört sich vielleicht etwas merkwürdig an, aber in den meisten Gebieten, in denen wir fischen, sind am Jahresende immer noch ungenutzte Quoten übrig. Zweitens können wir unseren Teil dazu beitragen, damit die Ressourcen, die heute noch ungenutzt sind oder nur unzureichend genutzt werden, einer kommerziellen Nutzung zugeführt werden. Das können je nach Gebiet Hummer, Seegurken, Seeigel, Jakobsmuscheln, Lodde oder ähnliche Arten sein. Kostengünstigere Produktion Royal Greenland ist in der Lage, effizient zu produzieren. Uns gelingt es besser als den meisten anderen Unternehmen, hohe Erträge bei geringem Aufwand an Arbeitszeit, Wasser und Energie zu erzielen. Wir können immer noch besser werden – und das wollen wir jedes Jahr. Dabei zählt jedes Viertel- und halbe Prozent Effizienzsteigerung. Wenn man wie wir mehr als 100.000 Tonnen Fertigwaren pro Jahr verkauft, können selbst kleine Verbesserungen in der Produktion letztendlich zu großen Werten werden. Wenn es um die Maximierung des Wertes unserer Ressourcen geht, geht es natürlich auch um die vielen kleinen, kontinuierlichen Verbesserungen. Aber es geht auch um umfassendere Maßnahmen. Hier spielt vor allem der Verwertungsgrad der von uns gefangenen oder eingekauften Fische und Meeresfrüchte eine wesentliche Rolle. Wenn wir Fisch filetieren oder Garnelen schälen, werden nur 35-40 % des Fanggewichts zu Fisch- filet oder geschälten Garnelen. Durch die Nutzung der restlichen 60-65 % könnten wir noch sehr große Werte schaffen. Glücklicherweise sind wir da bereits auf einem guten Weg, beispielsweise beim Heilbutt oder auch bei Garnelen. Dennoch gibt es auf diesem Gebiet noch ein großes Potenzial für Verbesserungen, um aus jedem Kilo Fisch oder Meeresfrüchten, zu dem wir Zugang haben, einen noch größeren Wert zu schaffen. Verkauf unserer Produkte zu höheren Preisen Der Verkauf unserer Produkte unterliegt einem harten Wettbewerb von ähnlichen Produkten anderer Hersteller. Die stärkste Konkurrenz kommt jedoch von anderen Fischprodukten, einschließlich aus Aquakultur, sowie von völlig anderen Erzeugnissen wie Geflügel, Schweinefleisch oder auch Sojaeiweiß. Beim Besuch eines deutschen Supermarkts oder eines chinesischen Webshops erhält man einen guten Eindruck davon, wie viele Wahlmöglichkeiten die Verbraucher weltweit haben. Das bedeutet, dass wir leider die Preise nicht einfach nach Belieben festlegen können. Wir müssen unsere Preise sorgfältig nach den Preisen von Warmwassergarnelen, Hühnerfüßen, Tofu und T-Bone-Steak ausrichten ( je nachdem, in welchem Teil der Welt wir uns befinden). Aber was wir tun können und in hohem Maße auch bereits tun, ist, sicherzustellen, dass jede einzelne Garnelen und Krabbe, jeder Heilbutt oder Kabeljau genau bei dem Kunden ankommt, für den dieses Produkt den höchsten Wert hat. Wenn wir uns die aus Grönland stammenden Produkte anschauen, so kamen diese vor 25 Jahren fast ausschließlich auf europäische Teller. Heute wird mehr als ein Drittel davon in Asien gegessen. Diese Entwicklung kam nicht von alleine. Sie ist vielmehr darauf zurückzuführen, dass es unseren qualifizierten Vertriebsmitarbeitern und unseren Unternehmenspartnern gelungen ist, unsere Produkte auf Wachstumsmärkten einzuführen, die sowohl geografisch als auch kulturell weit entfernt von unseren traditionellen Märkten liegen. Auf diese Weise können wir höhere Preise für unsere Erzeugnisse erzielen und damit einen größeren Wert generieren. 2 NAVIGATIO NR. 2 • 2017
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